Das Instrument
Klar, um Harfe spielen zu lernen, braucht man ein Instrument ! Für den Anfänger verwirrend ist dabei die Vielzahl der Harfentypen (und die unterschiedlichen Bezeichnungen). Wir werden versuchen, Euch dabei ein wenig Orientierung zu geben und das Ganze kurz und knapp - und hoffentlich verständlich - zu erklären. Wir konzentrieren uns zunächst dabei auf die heute in Europa gebräuchlichsten Typen, die für Euch relevant sind, wenn Ihr Harfe lernen wollt.
Die Hakenharfe
Die werdet Ihr auch unter Bezeichnungen wie "keltische Harfe", "Irische Harfe" etc, finden.
Die Harfe hat zwischen 30 und 38 Saiten, ist zwischen 120 cm und 170 cm groß, steht auf dem Boden (oder einem kleinen Tisch) und wird im Sitzen gespielt.
Pro Oktave hat man 7 Saiten , also eine Tonleiter (wie etwa die weißen Tasten auf dem Klavier).
Um auch in anderen Tonarten spielen zu können, kann man bei den Hakenharfen jede Saite durch Umlegen des entsprechenden Halbtonhakens (deswegen sagt man auch "Hakenharfe" ) etwas verkürzen und damit um einen halben Ton zu erhöhen (das gibt dann die schwarzen Tasten auf dem Klavier).
Auf diese Weise kann man 8 Tonarten spielen (die man vorher einstellt) und man kann auch während des Spielens einzelne Haken umlegen, um die Halbtöne zu bekommen.
Man sieht auch gelegentlich Instrumente, bei denen keine Haken (oder nicht bei jeder Saite) montiert sind. Auch darauf könnte man prinzipiell die Fingertechnik erlernen. Wenn man allerdings Stücke lernen will (die ja in unterschiedlichen Tonarten stehen), müsste man entweder das Stück in die Tonart der Harfe übersetzen (transponieren) oder jeweils auf die Tonart des Stückes umstimmen . Das ist recht mühsam und daher empfehlen wir zum lernen klar eine Hakenharfe mit (gut funktionierenden !) Haken.
Diese Instrumente kosten zwischen 2000 und 5000 € (billiger gibt es Harfen aus Pakistan bei ebay, aber die sind sowohl klanglich als auch von der Funktion der Haken her absolut nicht zu vergleichen, ich kenne kaum jemanden, der damit glücklich geworden wäre).
Leihharfen:Wenn man sich nicht sicher ist, kann man auch ein solches Instrument für einige Monate leihen, bevor man sich für einen Kauf entscheidet.
Die Einfachpedalharfe
Im 18ten Jahrhundert kam ein schlauer Mensch dahinter, die Verkürzung der Saiten über Pedale zu machen. Es gibt 7 Pedale. Tritt man z.B. das C-Pedal, werden alle C´s um einen halben Ton zum C# erhöht. Man hat die Finger frei zum spielen und kann während des Spiels die Tonart wechseln. Diese Instrumente kosten zwischen 5000 und 8000 € .Eine spezielle Form ist die "Tiroler Volksharfe" die vor allem in Süddeutschland und Östereich für die Volksmusik eingesetzt wird.
Die Doppelpedalharfe
Das sind die großen Harfen mit bis zu 47 Saiten, wie Ihr sie aus dem klassischen Konzert und dem Orchestergraben kennt ( Daher sagt man auch "Konzertharfe" oder "klassiche Harfe"). Sie haben ebenfalls 7 Pedale die neben der Grundstellung zwei verschiedene Positionen einnehmen können (daher "Doppelpedal" ). Jede Saite kann dabei um einen halben Ton erhöht oder erniedrigt werden. Die Instrumente kosten ab 10.000 € aufwärts.
Welches Instrument braucht man, um Harfe spielen zu lernen?
Man kann auf jedem der drei Typen die Fingertechnik erlenen. Daher entscheiden sich heute über 90% aller Harfenanfänger für die kostengünstige Hakenharfe, die man zudem auch leihen kann (Leihinstrumente bei Pedalharfen zu finden ist erheblich schwieriger).
Man kann auch sein ganzes Leben auf einem solchen Instrument wunderbare Musik spielen. Im Folkbereich (also z.B. irisch,schottisch,bretonisch) und für Liedbegleitung etc gibt es tausende von wunderschönen Titeln für dieses Instrument.
Die Notwendigkeit für eine Pedalharfe ergibt sich erst über die Art der Musik, die man spielen will: will man Musik spielen, die während des Stückes häufig die Tonart wechselt, dann braucht man eine Pedalharfe.
Dies gilt sicher für die klassische Musik und den Jazz, aber auch die alpenländische Volksmusik kennt die regelmäßigen Tonartwechsel, da häufig die einzelnen Teile eines Stücks in anderen - wenn auch benachbarten - Tonarten geschrieben sind.
Doch wie gesagt: für die ersten Jahre und das Erlernen der Fingertechnik sind Hakenharfen wunderbar geeigent, danach weiß man auch eher zu welcher Musik man sich hingezogen fühlt und kann besser abschätzen, ob die Investition in eine Pedalharfe sinnvoll und notwendig ist.
Besaitung, Spannung und Saitenabstände
Die Konzertharfen sind mit Darmsaiten bei einer relativ hohen Spannung bezogen. Insofern ist es Ziel einer klassischen Harfentechnik, einen möglichst schönen und kräftigen Ton bei relativ hoher Saitenspannung zustande zu bringen.
Die dazu heute gelehrte Harfentechnik setzt daher normierte Saitenabstaände und eine eher straffe Spannung voraus.
Wenn man einen Lehrer hat, der von der klassischen Harfentechnik kommt, wird er sicher entsprechende Instrumente empfehlen.
Neben der Besaitung mit Darmsaiten setzt sich dafür heute immer mehr die Besaitung mit Karbonsaiten durch. Diese sind kostengünstiger und haltbarer als Darmsaiten, haben aber ebenfalls eine vernünftige Spannung und einen schönen Ton.
Eine alternative und kostengünstige Besaitung ist Nylon. Harfenspieler im Folkbereich spielen häufig eine solche Besaitung, die eine niedrigere Spannung hat und daher mit weniger Kraftaufwand gespielt werden kann.
Teilweise haben diese Folkharfen auch deutlich kleinere Saitenabstände.
Auch auf solchen Instrumenten kann man natürlich sehr schöne Musik machen, für die Entwicklung der klassichen Spieltechnik sind sie aber nicht optimal (man muss zu wenig "arbeiten" ).
Noch mehr Harfentypen !
Der Vollständigkeit halber noch ein kurzer Abriss anderer Harfentypen - die wir Euch aber zum ersten Einstieg nicht unbedingt empfehlen würden:
- Bardenharfen:sind kleine Hakenharfen mit 22-30 Saiten, die man im Arm oder auf den Knien hält. DIe sind schön mobil, aber die Bässe fehlen natürlich. Die gotische Harfe ist ähnlich (sieht so aus wie die Harfen auf den Bildern von Hieronymus Bosch), hat eine sehr leichte Besaitung und häufig "Schnarrhaken", die einen schnarrenden perkussiven Ton erzeugen. Es gibt auch Barfenharfen, die mit Metallsaiten (Kupfer,Silber, Gold,..) bespannt sind. Dies war wohl auch die originale Besaitung der Harfen im alten Irland zur Zeit der Barden. Das gibt einen feinen Ton, ist aber auch eher was für "Experten": die Metallsaiten schwingen so lange nach, dass man sie häufig dämpfen muss, dafür wurden sogar eigene Spieltechniken entwickelt.
- Paraguay Harfe oder indianische (bolivianische, kolumbianische,..) Harfe: wird für südamerikanische Musik verwendet, die Harfenisten dort spielen virtuos wie die Teufel auf diesen Instrumenten. Die Instrumente sind sehr leicht, mit engen Saitenabständen und sehr leichter Nylonbesaitung bezogen, haben im allgemeinen keine Halbtonmechaniken, d.h. man spielt immer in einer Tonart (meist F-Dur) oder muss umstimmen.
- Böhmische Harfe Spezielle Form der Hakenharfe, wie sie von böhmischen WanderharfenistInnen gespielt wurde. Werden heute wieder nachgebaut. Es sind leichte Instrumente mit leichter Nylonbespannung und engen Saitenabständen und im Folkbereich recht beliebt.
- Chromatische Harfe In der langen Geschichte der Harfe gab es viele verschiedene Ansätze um die Tonartenbeschränkung der Harfe zu überwinden, bevor sich im Mainstream die Doppelpedalharfe (ab 1812) durchsetzte. Eine Variante ist die Chromatische Harfe, die zwei gekreuzte Saitenreihen aufweist: "schwarze Tasten und weiße Tasten". Auch diese Instrumente werden wieder nachgebaut, das ist aber auch eher etwas für Spezialisten.